*Gastbeitrag von Der-Outdoortester.de*
Also RIB‘s oder zu Deutsch, Rigid Inflatable Boats. Das sind Schlauchboote direkt aus der Hölle. Die sind auch so schnell, dass die daraus kommen würden! Kein Special Forces Operator zieht ohne so’n Ding in den Krieg und heute bretter ich mit so einem Tiefflieger über Loch Ness. Großer Spaß voraus!
Inhaltsverzeichnis
Die Sonne scheint über Loch Ness und ein kühler schottischer Wind weht über das Wasser gen Fort Augustus. Direkt am Kanal, der hier in den See mündet ist der Heimathafen von „Cruise Loch Ness“ und hier bin ich zu einer RIB-Experience verabredet. Die Dame am Schalterhäuschen ist zwar hinterm Tresen nicht wirklich zu sehen aber ihre Stimme ist freundlich und sagt mir „Ich hole schnell Marcus, der ist Dein RIB-Captain“.
Und dann kommt mir Marcus über den Pier entgegen. Braun gebranntes Gesicht, coole Sonnenbrille, Strickmütze. Genau so muss ein Seemann aussehen. Damit ich genau so cool aussehe, bekomme ich jetzt erstmal meinen Strampelmann verpasst. Einen Overall, der mollig warm und vor allem Winddicht ist. Denn wenn Du mit Vollgas über das Wasser flitzt, dann wird’s frisch. Schwimmweste kommt on Top und schon ist der Outdoortester bereit für die RIB-Experience. OK, noch nicht ganz. Jetzt kommt erst noch die Sicherheitseinweisung. Die geht schnell. Das hat zwei Gründe: Es gibt nur drei wichtige Regeln zu befolgen und ich bin heute Morgen der einzige Gast. Klasse!
Auf das RIB passen locker 10-12 Personen und ich hab ja freie Platzwahl. Die zweite Reihe scheint mir opportun. So kann ich mich an der Rückenlehne der ersten Reihe festhalten. Man weiß ja nie…
Kamera und Handy gesichert und dann kann’s losgehen. Marcus erweckt die Triebwerke mit Knopfdruck zum Leben und wir brummen erstmal langsam vom Anleger weg hinaus auf den See. Kaum sind wir nach Marcus‘ Maßstab auf dem See angekommen „legt er auch die Argumente auf den Tisch“. Für Landratten heißt das, die Schubhebel ganz nach vorn, Vollgas!
Kommen wir nochmal auf schnell, Tiefflug und „über den See brettern“ zurück. In Sekundenbruchteilen hämmert mir die Geschwindigkeit ein breites Grinsen ins Gesicht, und da soll es jetzt auch die nächste Stunde bleiben. Die zwei Propeller graben sich dermaßen mächtig durch das Wasser, das man auf unserer Bugwelle problemlos bis nach Oslo surfen könnte. Wir mischen so viel Luft in den See, dass Nessi ein Sauerstoffschock droht. Das arme Tier …
Was ich sagen will, RIB-fahren macht Spaß! Wir fahren entlang des Ostufers gen Norden. Die Steilwände sind grau, hoch und schroff. Hier gibt es sogar wilde Bergziegen. Die Landschaft ist so unzugänglich, dass man auch gern vom Schottischen Jurassic Park spricht. Es gibt zwar einen Zugang zum Süd-Ost-Ufer aber selbst erfahrene Wanderer- und Outdoorexperten raten von der Tagestour ab. Es ist halt wild und unzugänglich. Aber vom Wasser aus wunderschön zu betrachten.
Mit dem Schlauchboot ist es wie mit Motorrädern und Flugzeugen, wenn Du eng um die Kurve willst, brauchst Du Schräglage. Aber bei 60kmh wirken in der Steilkurve auch gefühlte 3g auf den Körper und an rausfallen ist nicht zu denken. Nur die Backen werden ein bisschen lang. So kann man auch ganz dynamisch bremsen. Also, Marcus kann das. Wir treiben ganz elegant und sanft ans Ufer und ich bekomme ein wenig Geographie-Input. Reisen soll ja auch bilden. Jetzt müssen die ganzen Infos nur ihren Weg, vorbei an den Geschwindigkeistendorphinen, ins Hirn finden. Haben sie aber ganz offensichtlich geschafft.
Loch Ness ist der See in Schottland, mit dem steilsten Winkel. Vom Ufer auf den Grund im Schnitt mit 70 Grad. Vorn haben wir unter dem Bug noch dicke Kieselsteine und nach 12m gen Heck schauen wir ins Wasser und sehen … nichts. Da soll es dann schon über 50m tief sein. Ich hab’s nicht nachgerechnet aber beeindruckend ist das schon. Also den Übergangsbereich am Strand mit knietiefem Wasser, den gibt es hier nicht! Dafür gibt es massig Fisch. Viele verschiedene Fischarten kommen im Loch Ness vor und alle sehr zahlreich. Von Lachsen, die hier auch laichen, über Aale und Forellen bis zu Hechten und Stichlingen gibt es hier alles unter Wasser und natürlich auch auf dem Teller.
Nachdem nun auch die Sonne etwas höher steht fahren wir weiter gen Norden und Richtung Urquhart Castle am Westufer. Marcus gibt wieder Vollgas, ich sitze in der Sonne und der Fahrtwind pustet mir kräftig ins Gesicht. Warm ist anders. Dafür donnern wir zügig über den See, fahren große S-Kurven und genießen den Tag. Wenn schon Boot fahren, dann mit dem RIB. Das ist mal die bequemste Art des Reisens auf meiner Schottland-Tour.
Vor Urquhart Castle lassen wir uns ein wenig Treiben und plaudern über das Leben. Marcus erzählt mir, dass er als Segel-Lehrer schon auf der ganzen Welt gearbeitet hat und nur zum Urlaub ans Loch Ness gekommen ist. Dann hat er sich in eine Frau verliebt und ist geblieben. Da er alles fahren darf was schwimmt, hat er bei „Cruise Loch Ness“ angeheuert und fährt vom RIB bis zum großen Ausflugsdampfer alles, was die Company zu bieten hat. Stolz erzählt Marcus mir, dass er schon mal mit einem Bild den jährlichen Nessi-Fotowettbewerb gewonnen hat. Es war hier vor Urqhardt Castle als er führ mehrere Minuten ein Objekt auf dem Sonar hatte, das ihn verfolgte. Er hat den Bildschirm mit seinem Smartphone fotografiert und mit diesem Sonar-Schnappschuss 2012 den Hauptpreis von 1.000 Pfund gewonnen. Die Story ging auch durch die Presse und ihr könnt sie hier nachlesen.
Also bis jetzt lief der Tag ja super: Über den See gedonnert, Sonne genossen, gute Gespräche geführt, was dazu gelernt … und es ist noch nicht mal Mittag. Leider hat Marcus noch Termine. Nach mir kommt eine weitere Gruppe Gäste, um sich auf dem RIB die Locke aus der Stirn föhnen zu lassen. Tja, da die Burgruine nicht direkt ums Eck von Fort Augustus liegt, sondern ziemlich genau 24km entfernt ist heißt es wieder „Volle Kraft voraus“. Nicht, dass mich Marcus da lange bitten müsste. So donnern wir nochmal fröhlich über den See und ich genieße die Fahrt. Bis zum Schluss.
Da wir große Jungs sind drücken wir uns zum Abschied nochmal Seebär-mäßig die Hände und sagen „Auf Wiedersehen“. Denn mit so einem RIB muss ich unbedingt nochmal über Loch Ness fahren!
Der RIB-Trip und das Dauergrinsen wurden ermöglicht durch die freundliche Unterstützung von VisitScotland.
und Cruise Loch Ness.